Betreff
Erstellung einer Machbarkeitsstudie mit Bürgerbeteiligungsverfahren für einen Aussichtsturm im Stöckenhof
Vorlage
SV/421/2018
Aktenzeichen
592.63
Art
Sitzungvorlage

 

Studierende des Master-Studiengangs Architektur an der Hochschule für Technik Stuttgart erhielten im Wintersemester 2015/2016 im Modul „Konstruktives Entwerfen“ die Aufgabe, einen Aussichtsturm an einer markanten Stelle im Umland von Stuttgart zu planen. Die Betreuer um Herrn Prof. Stefan Zimmermann haben sich bei der Standortsuche für den Höhenrücken nördlich von Öschelbronn und südlich von Allmersbach im Tal entschieden. Auf einem südwestlichen Ausläufer des Keuperberglandes in der Nähe des Berglener Ortsteils Stöckenhof wurde im Rahmen einer Drohnenbefliegung schließlich ein konkreter Standort ausgewählt, der in etwa 40 Meter Höhe eine Fernsicht in die Backnanger Bucht, in das Neckarbecken, über den Schurwald bis hin zur Schwäbischen Alb und nach Stuttgart bietet. Der Standort liegt an der Landesstraße 1120 am Kreuzungspunkt von zwei bestehenden Fernwanderwegen, dem Georg-Fahrbach-Weg und dem Tauber-Neckar-Wanderweg (Jakobsweg) sowie am regionalen Radwegenetz.

 

Die Materialwahl blieb den Studierenden überlassen, die Höhe sollte aufgrund der angrenzenden Waldflächen ca. 40 Meter betragen. Die Arbeit wurde als „Konstruktiver Entwurf“, eine Besonderheit an der HFT Stuttgart, von Prof. Ralf Petersen, Architekt, und Prof. Stefan Zimmermann, Bauingenieur und Tragwerkslehrer, gemeinsam betreut. Dabei wird die architektonische Kompetenz der Studierenden durch die konstruktiven Fragestellungen gestärkt. Die Synergie beider Kompetenzfelder – Architektur und Ingenieurwesen – führt in der Regel, wie auch die später entstandenen Entwürfe zeigen, zu herausragenden Ergebnissen und spiegelt die Realität derartiger Bauaufgaben bereits im Studium wieder. Es entstanden phantasievolle Entwürfe für einen Turm in unterschiedlichen Materialien und differenzierter architektonischer Ausprägung. Alle Arbeiten wurden in Plänen und im Modell von den Studierenden dem Gemeinderat am 12.04.2016 in nichtöffentlicher Sitzung präsentiert und später von einer Jury unter Beteiligung externer Fachpreisrichter prämiert.

 

Einer der „Siegerentwürfe“ ist ein Turm, der aus handelsüblicher Brettware zu einer Röhre mit zwei inneren, spindelförmig gegenläufigen Treppen gestapelt werden könnte. Dies soll nach den Vorstellungen der Studenteninnen und Studenten aus heimischen Hölzern des Schwäbisch-Fränkischen Waldes geschehen. Der regionale Bezug ist naheliegend und das nachwachsende Material wäre vor Ort vorhanden.

 

Die Gemeinde Berglen ist seit dem Jahr 2014 Mitgliedskommune des Naturparks Schwäbisch-Fränkischer Wald und seit dem Jahr 2016 Teil der Fremdenverkehrsgemeinschaft Schwäbischer Wald. Durch die Lage unserer Gemeinde am südwestlichen Rand des Natur-parks bildet Berglen für die Besucher aus der Region Stuttgart sozusagen das Eingangstor zum Schwäbisch-Fränkischen Wald. In den letzten Jahren wurden bereits mehrere Projekte im Bereich Naherholung und Tourismus umgesetzt, wodurch die Gemeinde insbesondere für Tagesgäste an Attraktivität gewinnen konnte. Im Rahmen der Entwicklung eines einheit­lichen Wanderleitsystems für den Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald sind auch auf Berglener Gemarkung sechs neue Rundwanderwege entstanden. Zwei Rundwanderwege verlaufen in unmittelbarer Nähe zum ausgewählten Turmstandort. Dieser könnte somit gut als Ziel oder Zwischenziel für Wanderer dienen. Das touristische Angebot in der Gemeinde als auch im Naturpark könnte um ein Highlight erweitert werden. Weiter kann mit einer solchen begehbaren Holzskulptur die architektonische und ingenieurtechnische Kompetenz in der Region herausragend demonstriert werden.

 

Damit die vorliegenden Entwürfe und Planungen weiter vertieft werden können, hat der Gemeinderat im Haushalt 2017 Finanzmittel für die Entwicklung einer Machbarkeitsstudie bzw. einer Vorplanung bereitgestellt. Die Verwaltung hat im Vorgriff auf diese Studie mit dem Landkreis Kontakt aufgenommen, um die grundsätzliche Eignung des von der Hochschule ausgewählten Standorts zu klären. Eine erste Einschätzung der betroffenen Ämter des Landratsamtes zu den vorliegenden Studienarbeiten ist positiv ausgefallen. Im Rahmen eines Gesprächs mit Herrn Landrat Dr. Richard Sigel wurde der Gemeinde zudem die Unterstützung des Landkreises in der nun bevorstehenden Planungsphase zugesichert. „Es freut mich, dass die Gemeinde Berglen am südwestlichen Eingang zum Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald eine Machbarkeitsstudie für einen Aussichtsturm beauftragen wird. Bis zur Kreisgebietsreform im Jahre 1973 verlief in der Nähe des projektierten Turmstandortes die Grenze zwischen den beiden Landkreisen Backnang und Waiblingen. Von diesem „Rems-Murr-Turm“ könnten die künftigen Besucherinnen und Besucher eine gute Fernsicht genießen und einen weiten Blick in die beiden Landkreisteile werfen“, so Landrat Dr. Sigel.

 

Der betreuende Tragwerkslehrer, Prof. Stefan Zimmermann, und der Landschaftsarchitekt Wolfgang Blank, sollen nun in einer Machbarkeitsstudie die Realisierbarkeit dieses studentischen Entwurfs klären, die voraussichtlichen Baukosten ermitteln und die Fördermöglichkeiten klären. Zudem soll die Öffentlichkeit bereits an dieser Stelle in den Planungsprozess eingebunden werden, da Gemeinderat und Verwaltung an einer großen Transparenz interessiert sind. Um eine große Akzeptanz für das Projekt in der Bevölkerung zu erreichen, ist im Zuge eines Bürgerbeteiligungsverfahrens auch eine gemeinsame Besichtigung des neu entstandenen „Schönbuchturmes“ bei Herrenberg im Landkreis Böblingen vorgesehen. Die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung werden in die Machbarkeitsstudie eingearbeitet. Im Anschluss soll die Studie im Gemeinderat durch die beauftragten Planer vorgestellt werden.

 


1 x Bauamt

2 x Planer (Prof. Zimmermann, LA Blank) 


Der Gemeinderat nimmt Kenntnis vom Verfahrensstand und stimmt der geplanten weiteren Vorgehensweise, insbesondere dem Bürgerbeteiligungsverfahren, zu.