Studierende des Master-Studiengangs Architektur an der Hochschule für Technik Stuttgart erhielten im Wintersemester 2015/2016 im Modul „Konstruktives Entwerfen“ die Aufgabe, einen Aussichtsturm an einer markanten Stelle im Umland von Stuttgart zu planen. Die Betreuer um Herrn Prof. Stefan Zimmermann haben sich bei der Standortsuche für den Höhenrücken nördlich von Öschelbronn und südlich von Allmersbach im Tal entschieden. Auf einem südwestlichen Ausläufer des Keuperberglandes in der Nähe des Berglener Ortsteils Stöckenhof wurde im Rahmen einer Drohnenbefliegung schließlich ein konkreter Standort ausgewählt, der in etwa 40 Meter Höhe eine Fernsicht in die Backnanger Bucht, in das Neckarbecken, über den Schurwald bis hin zur Schwäbischen Alb und nach Stuttgart bietet. Der Standort liegt an der Landesstraße 1120 am Kreuzungspunkt von zwei bestehenden Fernwanderwegen, dem Georg-Fahrbach-Weg und dem Tauber-Neckar-Wanderweg (Jakobsweg) sowie am regionalen Radwegenetz.
Die
Materialwahl blieb den Studierenden überlassen, die Höhe sollte aufgrund der
angrenzenden Waldflächen ca. 40 Meter betragen. Die Arbeit wurde als
„Konstruktiver Entwurf“, eine Besonderheit an der HFT Stuttgart, von Prof. Ralf
Petersen, Architekt, und Prof. Stefan Zimmermann, Bauingenieur und
Tragwerkslehrer, gemeinsam betreut. Dabei wird die architektonische Kompetenz
der Studierenden durch die konstruktiven Fragestellungen gestärkt. Die Synergie
beider Kompetenzfelder – Architektur und Ingenieurwesen – führt in der Regel,
wie auch die später entstandenen Entwürfe zeigen, zu herausragenden Ergebnissen
und spiegelt die Realität derartiger Bauaufgaben bereits im Studium wieder. Es
entstanden phantasievolle Entwürfe für einen Turm in unterschiedlichen
Materialien und differenzierter architektonischer Ausprägung. Alle Arbeiten
wurden in Plänen und im Modell von den Studierenden dem Gemeinderat am
12.04.2016 in nichtöffentlicher Sitzung präsentiert und später von einer Jury
unter Beteiligung externer Fachpreisrichter prämiert.
Einer der „Siegerentwürfe“ ist
ein Turm, der aus handelsüblicher Brettware zu einer Röhre mit zwei inneren,
spindelförmig gegenläufigen Treppen gestapelt werden könnte. Dies soll nach den
Vorstellungen der Studenteninnen und Studenten aus heimischen Hölzern des
Schwäbisch-Fränkischen Waldes geschehen. Der regionale Bezug ist naheliegend
und das nachwachsende Material wäre vor Ort vorhanden.
Die Gemeinde Berglen ist seit
dem Jahr 2014 Mitgliedskommune des Naturparks Schwäbisch-Fränkischer Wald und
seit dem Jahr 2016 Teil der Fremdenverkehrsgemeinschaft Schwäbischer Wald.
Durch die Lage unserer Gemeinde am südwestlichen Rand des Natur-parks bildet
Berglen für die Besucher aus der Region Stuttgart sozusagen das Eingangstor zum
Schwäbisch-Fränkischen Wald. In den letzten Jahren wurden bereits mehrere
Projekte im Bereich Naherholung und Tourismus umgesetzt, wodurch die Gemeinde
insbesondere für Tagesgäste an Attraktivität gewinnen konnte. Im Rahmen der
Entwicklung eines einheitlichen Wanderleitsystems für den Naturpark
Schwäbisch-Fränkischer Wald sind auch auf Berglener Gemarkung sechs neue
Rundwanderwege entstanden. Zwei Rundwanderwege verlaufen in unmittelbarer Nähe
zum ausgewählten Turmstandort. Dieser könnte somit gut als Ziel oder
Zwischenziel für Wanderer dienen. Das touristische Angebot in der Gemeinde als
auch im Naturpark könnte um ein Highlight erweitert werden. Weiter kann mit
einer solchen begehbaren Holzskulptur die architektonische und
ingenieurtechnische Kompetenz in der Region herausragend demonstriert werden.
Damit die vorliegenden Entwürfe
und Planungen weiter vertieft werden können, hat der Gemeinderat im Haushalt
2017 Finanzmittel für die Entwicklung einer Machbarkeitsstudie bzw. einer
Vorplanung bereitgestellt. Die Verwaltung hat im Vorgriff auf diese Studie mit
dem Landkreis Kontakt aufgenommen, um die grundsätzliche Eignung des von der
Hochschule ausgewählten Standorts zu klären. Eine erste Einschätzung der
betroffenen Ämter des Landratsamtes zu den vorliegenden Studienarbeiten ist
positiv ausgefallen. Im Rahmen eines Gesprächs mit Herrn Landrat Dr. Richard
Sigel wurde der Gemeinde zudem die Unterstützung des Landkreises in der nun
bevorstehenden Planungsphase zugesichert. „Es freut mich, dass die Gemeinde
Berglen am südwestlichen Eingang zum Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald eine
Machbarkeitsstudie für einen Aussichtsturm beauftragen wird. Bis zur
Kreisgebietsreform im Jahre 1973 verlief in der Nähe des projektierten Turmstandortes
die Grenze zwischen den beiden Landkreisen Backnang und Waiblingen. Von diesem
„Rems-Murr-Turm“ könnten die künftigen Besucherinnen und Besucher eine gute
Fernsicht genießen und einen weiten Blick in die beiden Landkreisteile werfen“,
so Landrat Dr. Sigel.
Der betreuende Tragwerkslehrer,
Prof. Stefan Zimmermann, und der Landschaftsarchitekt Wolfgang Blank, sollen
nun in einer Machbarkeitsstudie die Realisierbarkeit dieses studentischen
Entwurfs klären, die voraussichtlichen Baukosten ermitteln und die
Fördermöglichkeiten klären. Zudem soll die Öffentlichkeit bereits an dieser Stelle in den
Planungsprozess eingebunden werden, da Gemeinderat und Verwaltung an einer
großen Transparenz interessiert sind. Um eine große Akzeptanz für das Projekt
in der Bevölkerung zu erreichen, ist im Zuge eines Bürgerbeteiligungsverfahrens
auch eine gemeinsame Besichtigung des neu entstandenen „Schönbuchturmes“ bei
Herrenberg im Landkreis Böblingen vorgesehen. Die Ergebnisse der
Bürgerbeteiligung werden in die Machbarkeitsstudie eingearbeitet. Im Anschluss
soll die Studie im Gemeinderat durch die beauftragten Planer vorgestellt
werden.
1 x Bauamt
2 x Planer (Prof. Zimmermann, LA Blank)
Der Gemeinderat nimmt Kenntnis vom
Verfahrensstand und stimmt der geplanten weiteren Vorgehensweise, insbesondere
dem Bürgerbeteiligungsverfahren, zu.